Was wir machen


Hinter unserem Projektnamen S.E.S.A.M. als "Systematische Erfassung sachsen-anhaltischer Münzen" verbirgt sich ein mit Landesmitteln gefördertes Digitalisierungsprojekt vom ↗ Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) zur Erschließung von Fundmünzen aus den Museen Sachsen-Anhalts. 

Während unserer Projektlaufzeit von Juli 2022 bis Ende 2026 werden uns das ↗ Landesmünzkabinett des Kunstmuseums Moritzburg in Halle/Saale sowie das ↗ Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung Magdeburg (Fraunhofer IFF) für eine Kooperation zur Seite stehen.

Nach dem Erfolg der beiden Vorgängerprojekte Digital Heritage und Rares-Bares, welche jeweils die Münzbestände des LDA und des Landesmünzkabinetts erschlossen haben, ist es nun unsere Aufgabe, die weiteren Fundmünzen aus den Museen und Archiven in Sachsen-Anhalt so umfänglich wie möglich digital zu erfassen. Als Vermittler zu den jeweiligen Museen bzw. Sammlungen unterstützt uns der ↗ Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V. in beratender und vernetzender Funktion.

mehr zu den Vorgängerprojekten ...

Digital Heritage


Durch vom Land zur Verfügung gestellte Fördermittel konnte mit ↗ Digital Heritage eines der größten Digitalisierungsprojekte Sachsen-Anhalts realisiert werden. Ziel war es die zentralen Sammlungsbestände und Dokumentationen aus den archäologischen Archiven und Sammlungen des LDA digital zu erfassen und damit das kulturelle Erbe des Landes dauerhaft zu sichern. 

Ein Teilprojekt widmete sich der digitalen Erfassung der Fundmünzbestände des LDA, dessen Münzsammlung mit derzeit über 25.000 Objekten eine der umfangreichsten in Sachsen-Anhalt darstellt.

In Kooperation mit dem Fraunhofer IFF konnte zu diesem Zweck das Erfassungssystem O.S.C.A.R. („Optical System for Coin Analysis and Recognition“) entwickelt werden, mit dem einzelne Münzen anhand eines individuellen digitalen Fingerabdrucks eindeutig beschrieben und identifiziert werden können.

Bis zum Projektabschluss 2018 wurden im Zeitraum von 19 Monaten über 10.000 Fundmünzen digitalisiert und in der ↗ KENOM-Portal unter dem jeweiligen Pool "Institutionen" publiziert.


 

Rares-Bares


Im Oktober 2020 startete dann das auf drei Jahre angelegte Projekt ↗ Rares-Bares, welches im Rahmen der Förderlinie eHeritage vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. In Kooperation mit dem Fraunhofer IFF konnte auch das Erfassungssystem O.S.C.A.R. verbessert und weiterentwickelt werden.

Basierend auf dem Vorgängerprojekt Digital Heritage wird die Digitalisierung des Fundmünzbestands fortgesetzt: Mittelalterliche und neuzeitliche Fundmünzen aus dem LDA (etwa 15.000 im ↗ KENOM-Portal) sowie aus dem Landesmünzkabinett (etwa 3.500 im ↗ KENOM-Portal) sollen bis September 2023 in digitalisierter Form vorliegen.

Die Ergebnisse werden der Wissenschaft und der Öffentlichkeit über KENOM sukzessive zur Verfügung gestellt.

 

 

Die von uns im Projekt zu erfassenden Fundmünzen datieren in die Zeit von der Antike bis in das ausgehende 19. Jahrhundert.

Bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 gab es noch sieben verschiedene Münzsysteme. Der bis zu diesem Zeitpunkt durch die zahlreichen Münzsorten wie Taler, Kreuzer, Heller, Groschen, Gulden und Schillinge erschwerte Handel führte zur ersten Währungsunion im Deutschen Reich.

Mit der Einführung der neuen gemeinsamen Währung „Mark“ nach dem Inkrafttreten des zweiten Reichsmünzgesetzes von 1873 wurden alle Münzen einheitlich gestaltet und die große Vielfalt an Münztypen hatte ein Ende. Dieses Jahr bildet daher den Schlusspunkt unserer Erfassung.

 

 

Aktuell arbeiten wir in einem Team, das aus neun Mitarbeiter*Innen für drei Aufgabenbereiche besteht, die jeweils ergänzend ineinandergreifen.

  • Digitalisierung und Erfassung der technischen Daten mit dem Erfassungssystem O.S.C.A.R.
  • Fundortrecherche
  • Erfassung der numismatischen Daten über das ↗ KENOM-Portal

Unser Arbeitsprozess beginnt mit der Kontaktaufnahme zu den regionalen Museen. Nachdem wir uns in einer Vorabbesichtigung einen Überblick über den Fundmünzbestand verschafft haben, erarbeiten wir gemeinsam das individuelle Vorgehen. 

Vor der Digitalisierung erfolgt die analoge Erfassung der einzelnen Münzen. Jeder Münze wird eine eigene Inventarnummer sowie ein QR-Code zur eindeutigen Identifizierung zugeordnet. Parallel dazu wird jede Fundmünze numismatisch bestimmt und es erfolgt eine Provenienzrecherche zur Verifizierung ihres Fundkontexts. 

Auch kleinere restauratorische Maßnahmen an den Fundmünzen können wir in Absprache mit der Restaurierungswerkstatt des LDA übernehmen.

     

     

    Mögliche Bedenken für die Fundmünzbestände in Bezug auf ihre Sicherheit sowie die Restaurierung und Konservierung nehmen wir sehr ernst. Daher bieten wir an, neben der Digitalisierung in unseren Projekträumen in Halle (Saale), die Münzen auch direkt vor Ort in den teilnehmenden Museen zu erfassen.

    Die Digitalisierung selbst erfolgt durch das transportable Erfassungssystem ↗ O.S.C.A.R.​​​​​​​ („Optical System for Coin Analysis and Recognition“), das innerhalb weniger Minuten standardisierte Bilder für Vorder- und Rückseite jeder erfassten Fundmünze erzeugt. 

    O.S.C.A.R.s Besonderheit ist die Erstellung eines individuellen „digitalen Fingerabdrucks“. Jede Münze, die bereits einmal digitalisiert worden ist, kann durch eine erneute Erfassung mittels O.S.C.A.R. auch unter anderen, bei oberflächlicher Betrachtung identisch aussehenden Stücken, immer wiedererkannt werden. 


     

    Was wir für Sie tun können


    Wir möchten auch kleinere Museen und Sammlungen, die Fundmünzen in ihren Beständen haben, animieren an unserem Projekt S.E.S.A.M. teilzunehmen! Kontaktieren Sie uns und wir erarbeiten gemeinsam mit Ihnen eine Digitalisierungsstrategie, abgestimmt auf Ihre Bedürfnisse und die Gegebenheiten in Ihrer Einrichtung. Wir schließen eine Kooperationsvereinbarung und spannen den rechtlichen Rahmen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

    Sie ermöglichen uns den Zugang zu Ihrer Sammlung. Wir übernehmen die Digitalisierung und Datenpflege und Ihre Fundmünzbestände werden – arbeitsstandabhängig – von uns fachmännisch sortiert, neu katalogisiert und klassifiziert. Hervorzuheben ist, dass Ihnen für den gesamten Digitalisierungsvorgang keinerlei Kosten entstehen und der Eigenaufwand Ihrerseits gering ist, da wir sämtliche Arbeitsgänge und die Logistik übernehmen werden. Idealerweise sind für die Provenienzforschung bereits Inventarnummern und Inventarbucheinträge, Bestandslisten oder sogar Informationen zum Fundort bzw. Fundzusammenhang vorhanden.  

    Die Digitalisierungsergebnisse stellen wir Ihnen abschließend für Ihre eigene Bestandsverwaltung selbstverständlich zur Verfügung. Im Gegenzug gewähren Sie dem LDA das Nutzungsrecht an den Digitalisaten.


     

    Unsere Ziele


    Wir wollen die digitale und inhaltliche Erschließung der Fundmünzen Sachsen-Anhalts voranbringen und damit weiterhin auf deren Potential für Wissenschaft und Forschung aufmerksam machen. Je flächendeckender der Münzbestand einer Region digital erfasst und fachwissenschaftlich beschrieben ist, desto präziser und weitreichender können wissenschaftliche Folgerungen abgeleitet werden.

    Für einen effektiven, langfristig abgesicherten und qualitativ hochwertigen Digitalisierungsprozess ist ein zentral organisiertes Vorgehen anzustreben, auch in Hinblick darauf, dass einst auseinandergerissene Fundmünzkomplexe digital wieder zusammengeführt werden können. Durch die während unserer Projekte fortschreitende Digitalisierung der Fundmünzen auf Basis einer speziell auf die Erfassung numismatischer Objekte ausgerichteten Datenbank konnte die Nutzbarkeit dieser wertvollen archäologischen Quellengattung für die (kunst-) historischen Wissenschaften bereits entscheidend verbessert werden.

    Eine systematische Überprüfung der Altdaten in Kombination mit einem numismatischen Neuabgleich der Münzbestände  – nicht nur des LDA, sondern des gesamten Landes Sachsen-Anhalt ­– ist weiterhin unabdingbar, denn: DIE ERFASSUNG JEDES EINZELSTÜCKS ZÄHLT! Über die Integration unserer erfassten Daten in frei zugängliche numismatische Online-Datenbanken kann eine solide Forschungsbasis entstehen, die eine gesamtheitliche Auswertung der Fundmünzbestände zur Rekonstruktion der mitteldeutschen Währungslandschaft möglich macht.