Archivrecherchen


Um Fundmünzen in einen historischen Zusammenhang setzen zu können, sind detaillierte Recherchen zum Fundkontext notwendig. Der primäre Kontext bezieht sich auf ihren eigentlichen Verwendungszweck als Zahlungsmittel: WER hat WANN und WO und in welchem Wert eine Münze prägen lassen? WIE wurde sie hergestellt, WER oder WAS ist WARUM auf ihren beiden Seiten dargestellt? 

Der sekundäre Kontext wird Objektgeschichte genannt. An welchem Fundort und in welchem Fundzusammenhang wurde die Münze geborgen? Eine genaue Beschreibung des Fundortes zur Klassifikation des Fundes ist zudem notwendig: War es ein Einzelfund, ein Hort- /Schatzfund oder ein Grab- oder Weihefund? 

Wurde die Münze absichtlich verborgen oder ist sie verlorengegangen? Aus welchem Anlass wurde sie deponiert? Sind Spuren einer sekundären Nutzung erkennbar? Aus dem Fundort ergeben sich zudem Schlüsse über Aufschwung und Niedergang der Wirtschaft, über Handelsgeografie und Siedlungsgeschichte, über Herrschaftsverhältnisse und Religiosität sowie über zeitgeschichtlich-politische Ereignisse.

 

 

Im Rahmen der Quellenrecherche ist die Zuordnung der Fundmünzen zum Fundort und Fundkontext oft unsicher, weshalb die vorhandenen Informationen zunächst von uns ausgewertet werden, um eine Zugehörigkeit zu einem Fundkomplex zu bestätigen oder auch zu korrigieren. 

Das erfordert eine eingehende Prüfung der Unterlagen in jedem einzelnen Fall. Daher werden die vorhandenen Informationen zu den jeweiligen Fundmünzen in den an unserem Projekt beteiligten Museen und Sammlungen in deren Erwerbungsakten, Sammlungsverzeichnissen, Karteikarten und Inventarbüchern sowie Briefwechseln etc. gesichert und analysiert.

Die im LDA vorhandenen Ortsakten bieten oftmals ebenso Aufschlüsse zu den jeweiligen Fundkomplexen. Hier können in Fundmeldungen und Grabungsberichten nicht nur Ortsangaben, sondern auch wichtige Informationen zu den Fundumständen extrahiert werden. Zudem erfolgt ein Abgleich mit den bereits veröffentlichten Fundmünzbeständen in der einschlägigen Fachliteratur.

 

 

 

Die Kriegs- und Nachkriegszeit hat durch erfolgte Auslagerungen, Plünderungen und Verwüstungen viele Sammlungen auseinandergerissen und ursprüngliche Strukturen und Dokumentationen zerstört. Bestände wurden geteilt, veräußert, getauscht. Heute lagern manche Fundkomplexe in verschiedenen Institutionen und erschweren eine vollständige Dokumentation.

Leider ist eine gesamtheitliche Fundortzuordnung für sämtliche Fundmünzen nicht immer erfolgreich. Münzen, deren Fundortzuordnung fraglich ist, werden dennoch digitalisiert, da stets die Möglichkeit besteht, später in anderen Sammlungen Informationen über diese Fundmünzen zu erhalten.

Nur eine flächendeckende Erfassung der Fundmünzen einer Region mit wissenschaftlich numismatischer Einordnung und archäologischen Fundkontextinformationen ermöglicht präzise und weitreichende wissenschaftliche Folgerungen. Um die gewonnenen Informationen mit der Öffentlichkeit zu teilen und der Wissenschaft zu Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen, werden die gesammelten Informationen abschließend zusammen mit den von O.S.C.A.R. erstellten Münzabbildungen in KENOM publiziert.